Artikel: Handelszeitung - Haltung: Das neue Statussymbol?
Wie man zu einer klaren Haltung kommt, findet sich in diesem Beitrag wieder.
"Wir sollten die neue Generation auch als Kunden verstehen."- Tanja Schug
#10 Letter of Inspiration - Einsamkeit
Die allgemeine Auseinandersetzung mit dem Alleinsein war wohl lange nicht mehr so präsent wie in den vergangenen Monaten. Kann das Aushalten von Einsamkeit gar etwas Positives haben und unseren Charakter stärken? Neben meinen Gedanken hierzu findest Du in der 10. Ausgabe des Letter of Inspiration auch einen aktuellen Beitrag aus der Handelszeitung, sowie ein Podcast Interview zu Intuition und Leadership. Viel Spass beim Lesen und Zuhören!
Einsamkeit
Alleinsein will gelernt sein. Das ist keine Floskel, sondern trifft auf jeden zu, der es schon einmal gewagt hat, alleine in den Urlaub zu fahren oder alleine in ein Restaurant zu gehen. Der erste Moment ist ungewohnt, es fühlt sich seltsam an, ja vielleicht sogar unnötig und falsch. Alles nachvollziehbar. Aber hat sich das erste Mal auf dem Fahrrad, ohne Stützräder mit dem Vater nebenher laufend, der langsam den Sattel loslässt, nicht auch seltsam angefühlt? Der Moment des alleine „Fliegens“ ist das, wovor wir Respekt haben. Gleichzeitig eröffnet dies auch eine neue Welt. Denn plötzlich sind wir, wie im Falle des Fahrradfahrens, flexibler, unabhängiger und kommen schneller von A nach B.
Das Momentum die Unsicherheit zu überwinden gleicht einem Software-Update. Nur mit dem Unterschied, dass wir uns, um das nächste Level zu erreichen, bewusst bewegen und nicht nur einen Button drücken müssen. Entwicklung passiert nicht einfach so, sondern wir sind gezwungen uns aktiv dafür zu entscheiden. Und dann ist da natürlich die Ablenkung: das Leben, mehr oder weniger angenehm, ganz gewiss jedoch gewohnt. Freunde, Kollegen, Familie, die bekannten Witze, Spass in der Routine der gesellschaftlichen Verpflichtungen und Freuden. Genuss, Konsum und Gemeinschaft haben etwas verführerisch Ablenkendes.
Ähnlich, wie das iOS Update, passt Alleinsein (die persönliche Entwicklung) nie in den Alltag. Keine Zeit für ein Back-up oder den PIN gerade nicht zur Hand. Es gibt unzählige Gründe auf “remind me later” zu klicken. Der eigentliche Treiber mag jedoch ein Ausweichen dieses kurzen Moments der Leere (Unsicherheit/nicht wissen was passiert) sein, der entsteht, wenn wir etwas ausserhalb unserer Routine tun.
Wenn man an die Momente denkt, die einen geprägt haben, kommen - zumindest mir - immer Erlebnisse in den Sinn, in denen ich auch etwas gewagt habe. Der Gang in ein Meeting, in dem ich den Ausgang bereits kenne oder der jährliche Familienurlaub in Italien - eher nicht. Der Glaube, dass wir nicht alleine sind, wenn wir mit vielen sind, ist ein Trugschluss, den wir uns gerne einreden. Fakt ist, dass wir Entscheidungen alleine treffen, immer und immer wieder. Wir tragen auch die Konsequenzen oder Früchte alleine - z.B. schneller von A nach B zukommen.
Bewusster Genuss
Arthur Schopenhauer, Deutscher Philosoph, hat das menschliche Dilemma bereits im 19. Jahrhundert auf den Punkt gebracht, als er den Mensch als Stachelschwein bezeichnet hat: ‘Kommen wir einander zu nahe, riskieren wir, uns zu verletzen, doch wenn wir zu grossen Abstand halten, riskieren wir Kälte und Einsamkeit.’
“So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft (...) die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stossen sie wieder voneinander ab. (...) Wer jedoch viel eigene, innere Wärme hat, bleibt lieber aus der Gesellschaft weg, um keine Beschwerde zu geben, noch zu empfangen.”
Könnte Einsamkeit nicht etwas Schönes sein? Den eigenen Gedanken frönen? Einem Dinner beiwohnen, bei dem man weder von Gesprächen noch einen ansprechenden Gegenüber abgelenkt wird, sondern es alleine - bewusst - mit allen Sinnen geniessen und erleben darf? Wie bei allem im Leben geht es auch hier um die Balance. Was ich aus diesem Gedanken mitnehme ist Balance entstehen zu lassen, in dem man wieder wagt. Wagt den Moment des Alleinseins zuzulassen und sinnlich zu geniessen. Es wird sich mit mehr Klarheit in unseren Geschäftsentscheidung auszahlen.
Was mich kürzlich inspiriert hat: Gerhard Richter - Landschaften.
Richter gilt als einer der bedeutendsten lebenden Künstler. In seiner Ausstellung Landschaften im Kunsthaus Zürich werden momentan Werke von 1963 bis 2018 gezeigt. Es ist bereichernd, was man für das tägliche Sein und Arbeiten von diesem Ausnahmekünstler lernen kann. Richter findet, wir haben ein zu perfektes Bild der Natur. Es ist weit mehr, als was die Kamera zeigt, es ist mehr, als was wir aussuchen und zeigen wollen. Es geht über den reinen, künstlich gewählten, Ausschnitt hinaus. Ebenso wie unser Leben. Es ist komplexer als manch einer sehen oder zeigen mag. Der Kreationsprozess für den Ausdruck der eigenen Realität funktioniert im Wechselspiel: Wie viel geht? Und wann ist es zu viel? Wir sind immer auf der Suche nach der passenden Balance. Wie stark kann eine Abstraktion einer Landschaften sein, um immer noch als Landschaft wahrgenommen zu werden? Welche Elemente eines Stadtbildes sind entscheidend, um die Stadt noch als solche zu erkennen?
Ein schönes Beispiel für ein Briefing- oder Mitarbeiter-Gespräch. Wie viel darf ich vorgeben, um am Ende nicht mit dem Anspruch meiner eigenen Perfektion konfrontiert zu werden und wie viel darf ich sagen, um am Ende einen sicheren Rahmen zur Entfaltung, sprich dem selbstständigen Arbeiten zu geben? Ein Beispiel aus Richters Ausstellung anbei.
In eigener Sache...
Die Themen Einsamkeit und Haltung sind nicht nur in diesem Letter of Inspiration Leitplanken meiner Gedanken gewesen, sondern finden sich auch in meinem kürzlich veröffentlichten Beitrag in der Handelszeitung wieder.
Und zu guter Letzt empfehle ich für die nächste Auto- oder Zugfahrt dieses Podcast Interview. Jonathan Sierck, Initiator vonMorgen, stellte mir spannende Fragen zum Thema Intuition und was das mit Leadership zu tun hat. Auf Spotify oder Apple Podcast.
Ein Auszug:
„Es ist wichtig, dass wir Dinge nicht von externen Einflüssen heraus entscheiden, sondern uns wieder mehr auf uns selbst verlassen, und somit auch beweglicher Entscheidungen treffen können, die nicht abhängig, sondern stark aus uns selbst getrieben sind.“
– Tanja Schug in Gespräche vonMorgen – Episode 38
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#9 Letter of Inspiration - Ausbruch aus der Standardisierung
Warum ich die Romantik-Epoche als Inspiration für die gegenwärtige Situation empfinde habe ich in dieser Ausgabe in 3 Thesen verdichtet. Zudem hat mich die Einstellung des bekannten Psychoanalytikers und Autors - Irvin D. Yalom - zum Thema 'Auszeit' fasziniert. Mehr lesen Sie in meinem #9 Letter of Inspiration. Viel Freude dabei.
Die Romantik heute
2021 wird rosa-rot und kitschig? Nicht ganz, denn die Romantik in ihrer ursprünglichen, klassischen Bedeutung hat nichts mit grossen roten Herzen und öffentlichen Heiratsanträgen zu tun. Die Romantik war im 19. Jahrhundert der künstlerische Aufschrei nach einem Ausbruch aus den Ketten der damaligen Standardisierung. Dies zeigte sich vor allem durch den Wunsch nach Individualität als Gegenentwurf zur herrschenden Industrialisierung. Spürbar wurde dieser Ausbruch durch reichlich Drama. In der bildenden Kunst etablierten sich als zentrale Motive das Schaurige, Unterbewusste, Fantastische, Leidenschaftliche, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollten und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richteten. Die intensive Nutzung von Farbe ist ein Symbol der romantischen Maler. Intensive und dramatische Sonnenaufgänge, fast zu schön, um wahr zu sein. Oder wie bei einem der bekanntesten Bilder dieser Epoche: Caspar David Friedrich und “Der Wanderer über dem Nebelmeer”. Damit dramatisierte er das Künstler-sein selbst. Das gequälte Genie, welches ganz oben am Gipfel und gleichwohl auch am Rande der Existenz steht. In diesem Werk symbolisiert durch einen Abgrund, der durch dicken Nebel ein Durchblicken verwehrt und dennoch im Weitblick Hoffnung suggeriert. In dieser Epoche entstehen Motive, die bis heute Sehnsüchte wecken. Nach einem besonderen Jahr wie 2020, das grundsätzliche Fragestellungen hervorbrachte und Bestehendes hinterfragen liess, werden gewisse Sehnsuchtsgedanken auch bei uns lauter. Man sehnt sich plötzlich nach dem Schönen, Echten, Tiefen wieder, etwas das einem Halt und Stabilität gibt.
Das "Ich" wird wichtig
Eine verstärkte Suche nach Bedeutung lässt sich seit Längerem als Trend, nicht nur bei der jüngeren Generation, feststellen. Bei Job-Interviews fragen Bewerber nach den Werten des Unternehmens und zeigen Interesse zu dessen sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung. Denn heute steckt hinter einem Job vielmehr als ein Titel oder eine Rolle, die man mit Arbeitsantritt beginnt zu erfüllen. Es geht um eine klare Haltung und die muss zu den eigenen Überzeugungen passen. Im ersten Schritt setzt das Klarheit über sich selbst voraus und führt mittelfristig auch zu Abgrenzungs-Effekten, im beruflichen sowie im privaten Umfeld. Seinen Charakter ausleben schafft Grenzen, zieht jedoch ebenso Gleichgesinnte stärker an.
Der innere Ruf etwas sinnvolles zu tun zeigt sich auch in den der kontinuierlich steigenden Zahl der Firmenneugründungen. In der Schweiz waren es +5.3 % von 2019 auf 2020, wobei 2019 bereits als Rekordjahr galt. Es lässt sich eine Mentalität des Kreieren und Erschaffen beobachten. Ja, diese Werte machen eine Entwicklung zum „Eigenen“ deutlich. Ob das nun daran liegt, dass Unternehmen womöglich nicht die passenden Antworten auf die Sinn- und Bedeutungs-Frage haben, oder ob es daran liegt, dass der Wunsch nach dem Ausbruch aus dem klassischen Karriere-Rad grösser wird lässt sich nur vermuten. Feststeht, dass in den letzten Jahren in vielen Bereichen ein hoher Wert auf Standardisierung gelegt wurde, denn alles was standardisiert ist, bringt Skalierbarkeit. Oh ja, dieses wundervolle Wort. Skalierbarkeit. Die Fähigkeit des Systems oder Unternehmens zum Wachstum. Das sich hier eine gewisse Parallele zur beschriebenen Romantik-Epoche erkennen lässt, halte ich für eine spannende Erkenntnis. Somit überrascht auch nicht der Anstieg der Firmengründungen. Doch welche Gründe kann das haben? Drei Thesen:
1. Ausdruck der eigenen Individualität
Ein Ausbruch aus bestehenden Gedankenmuster, auch getrieben durch die Unsicherheit, die vor uns liegt. Die Fragestellung nach “Wie kann das, was ich tue, einen Unterschied machen und für wen?”, verdrängt die Frage nach Wachstum und mehr Geld. Der Fokus auf die eigenen Werte lässt einen auch genügsamer werden, denn es beantwortet die Frage, was man eigentlich wirklich braucht, sehr ehrlich. Es lässt sich ein Herausschälen des eigenen Charakter beobachten und das beginnt im kleiner werdenden Kleiderschrank sichtbar zu werden, oder im Ausmisten des Büro oder Wohnzimmers: Wir machen uns leichter, oder wir gewinnen an Profil.
2. Zeitalter der Künstler
Mit Ungewissheit und Unsicherheit umzugehen ist man im geschäftlichen Alltag kaum gewohnt gewesen. Unsere letzten Jahre waren doch mehr oder weniger planbar, denn die wirklich grossen Veränderungen hatten sich vielleicht angedeutet, aber (noch) nicht gezeigt. Es ging schon immer noch irgendwie. Nun gab es 2020 einen Verstärker und viele Branchen, somit auch Jobs, werden unsicher und vielleicht sogar in dieser Form nicht wieder zurückkommen. Bei Gesprächen mit befreundeten Künstlern hörte ich vermehrt fast scherzhaft: „Das ist nichts Neues für uns“. Künstler sind es gewohnt Unsicherheit auszuhalten, manchmal kann dieses Gefühl sogar ein Treiber für Kreation sein. Diese Einstellung lässt einen für 2021 gewappnet sein.
3. Der Wunsch verzaubert zu werden
Wir haben das Magische in unserem Miteinander und Tun verloren. Ich spreche bewusst von Magie, denn was einem die Standardisierung auch bringt, ist trockene und schonungslose Transparenz. Vieles ist vorhersehbar und dadurch ist uns der Zauber abhanden gekommen. Die Gabe einen magischen Moment zu kreieren, konnten wir soeben erst an Weihnachten in den Kinderaugen erleben. Die unbändige Vorfreude auf das, was das Christkind wohl bringen wird haben. Wie schaffen wir dieses Leuchten auch in unseren Augen wieder zu entzünden? Die Beantwortung dieser Frage wird für 2021 unser aller Hausaufgabe sein.
Was können diese Thesen für den Einzelnen bedeuten?
- Kreieren und zelebrieren individueller Gedanken
- Lernen unabhängig zu denken, ausserhalb bestehender Rahmen
- Die Kunst einen Kontext zu kreieren und zu kultivieren
Wie gelingt das? Mit Selbst-bewusstsein, im aller wörtlichsten Sinne.
Was mich kürzlich inspiriert hat: Die Kraft der Auszeit.
Die Biografie von Irvin D. Yalom, einem der wohl erfolgreichsten Psychoanalytikern unserer Zeit, sowie Autor von Bestsellern wie „Und Nietzsche weinte“, hat mich beim Lesen immer wieder überrascht. Eine wiederkehrende Beobachtung hat mich jedoch insbesondere fasziniert. Yalom, der 89 Jahre alt, verheiratet und Vater von 4 erwachsenen Kindern ist, hat neben der Selbstanalyse in dieser Biographie recht ausführlich dargestellt, was es braucht um etwas zu kreieren. Yalom, der Professor an der Stanford Universität war, hat jedes Mal, wenn er sich einem neuen Thema, wie seinem Lehrbuch zur Gruppentherapie, der existentiellen Psychotherapie, oder einem seiner zahlreichen Romanen widmete, eine Auszeiten von bis zu 6 Monaten von seinem Alltag genommen. In diesen Pausen ist Yalom mit seiner Frau Marilyn, die Professorin für französische Literatur war, verreist. Er hat mehrfach in seiner Biographie betont, wie wichtig dieser Tapetenwechsel für das Öffnen der eigenen Perspektive war. Von Yalom kann man sicher vieles lernen, jedoch diesen einfach wirkenden Punkt, kann man direkt adaptieren. Kreation braucht Raum und Zeit. Und dass das nicht nur auf Künstler zutrifft, sondern auch für Wissenschaftler und Unternehmer, zeigt Professor Yalom mit seinen unzähligen verkauften und in mehreren Sprachen übersetzten Büchern als inspirierendes Beispiel.
In eigener Sache...
Ich habe mich kürzlich sehr gefreut, als in der Zürcher Sonntagszeitung ein Artikel über “Die Bedeutung von Arbeit” von mir erschienen ist. Wenn Sie den Artikel verpasst haben, können Sie ihn hier online finden oder mir einfach eine E-Mail senden, um eine Kopie zu erhalten.
Schön, dass Sie sich für diese Episode des Letter of Inspiration interessiert haben! Sollten diese Gedanken für Freunde oder Kollegen interessant sein, leiten Sie diese Nachricht gerne weiter.
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Luxus: Bewundern wir ein Auslaufmodell?
Luxus ist orientierungsgebend, begehrenswert und anmutig. Doch sind die Bilder, die uns hierzu in den Sinn kommen noch zeitgemäss, oder ist der klassische Luxus ein Auslaufmodell?
Es ist bemerkenswert, wie ein paar wenige, internationale Designer mit ihren auf den Laufstegen in Paris, Mailand und New York präsentierten Kollektionen vorgeben, was in der nächsten Saison getragen wird. Ein Blick auf die Instagram-Seiten der Uhren- und Luxusautohersteller löst Sehnsüchte und Faszination aus. Diese Gegenstände wurden lange Zeit für ihre Präzision bewundert. Für die fast liebevolle Genauigkeit, mit der beispielsweise ein Kleid von Oscar de la Renta handgefertigt und Perle für Perle bestickt wird. Der Charakter der Einzigartigkeit schwingt bei jedem Schritt in einer solchen Robe mit, ebenso wie bei jeder Fahrt in einem Bugatti oder beim Blick auf die Patek Philippe am Handgelenk. Einmal erlebt, möchte man dieses Gefühl nicht wieder aufgeben. Die Qualität des Produkts, wie auch das Versprechen, welches auf den Besitzer übertragen wird, machen süchtig. Gefühlt steigt mit dem Besitz eines Luxusproduktes auch der eigene Status. Aus gutem Grund:
Luxus galt Jahrzehnte als Seismograph für den Massenmarkt. Was in der Luxusgüterindustrie vorgegeben wurde, war wenig später für die Allgemeinheit erhältlich. Natürlich adaptiert, nachempfunden und ja, teilweise auch kopiert. Der Mensch hat einen intrinsischen Drang zur Weiterentwicklung. Diese fällt leichter, wenn man sich am nächst besseren orientiert. So holen sich die 3 und 4 Sterne Hotels Inspiration bei den prächtigen und traditionsreichen 5 Sterne Häusern und Luxusfashion-Designer sind richtungsweisend für die Kollektionen des gemeinen Handels. Luxus hat etwas Magisches. Wer ihn sich leisten kann, wird schnell zum Vorbild und löst Sehnsüchte, sowie ein unbändiges Verlangen der Zugehörigkeit bei anderen aus. Ist das heute wirklich noch so? Besitzt Luxus noch diesen magischen Charakter?
Wir müssen den Ursprung kennen, um seine Konsequenz zu verstehen
Der Ursprung des Wortes ‚Luxus’ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet ‚Verschwendung’. Damit sind Gegenstände beschrieben worden, die über den alltäglichen Gebrauch hinausgehen und die früher weitläufig auch als sinnlos oder unnötig bezeichnet wurden. Wer es sich leisten konnte, der zeigte das mit dem Erwerb dieser Güter. Doch wie sieht ein solches Szenario in einer Wohlstandsgesellschaft aus, in der das Unnötige einen bereits täglich umgibt und Entwicklungen wie die Digitalisierung unser Konsumverhalten völlig verändern. Eine Traditionsindustrie, wie die Luxusbranche kann hierbei schnell ihren Zauber verlieren. Luxus lebt von der Magie der Codierung, dagegen steht ‘online’ für seine Transparenz; Luxus ist exklusiv und schliesst aus (lat. excludere = ausschliessen), online inkludiert; Luxus erzeugt seine Macht durch Verknappung, online schafft Mehrwert über ständige Verfügbarkeit. Wenn der Status von Luxus plötzlich demokratisiert wird, spätestens dann stösst diese Industrie an einen Wendepunkt.
Wissen löst Status ab
Auf der Suche nach Werten ist Materialismus uninteressant geworden. Das Verständnis von Luxus entwickelt sich weg von seinem Statusnutzen hin zu einem Kennerschafts-Thema. Letztendlich definiert die Tiefe des Wissens zum Produkt den Level unseres Genusses. Ein Beispiel, dass dies wunderbar veranschaulicht, sind Menü-Präsentationen in Sterne-Restaurants. Hier findet der lokale Bauer eine namentliche Erwähnung, zudem werden die Pilzarten im Detail beschrieben und Begriffe wie “Krause Glucke” tauchen erstmalig in unserem Vokabular auf, ebenso wie die Milchkuh, die das Grundprodukt für das Dessert liefert, eine Nennung wert ist. Alles Wege, um dem Produkt (noch mehr) Bedeutung zu geben. Luxus definiert sich plötzlich nicht mehr über das Viele, sondern das Was und verändert sich im Verständnis vom äusserlich Sichtbaren hin zum persönlich Wertvollen.
Das Zeitalter der Connoisseurs
Sichtbar wird das in der wieder aufkommenden Wertschätzung für Handwerkliches. Diese Entwicklung zeigt sich im Interesse für handgefertigte Schuhe, restaurierte Vintage Möbelstücke, bis hin zum selbst gerösteten Kaffee. Das Ende des unnötigen Konsums führt zu einem neuen Anspruch an das Wenige, das man sich gönnt. Und das geht weit über Kleidung hinaus. Es geht um Kennerschaft in Bereichen, für die man ein intuitives Interesse hegt, von Oldtimern bis hin zu Weinen. Ich brauche keine grosse, reife Bordeaux Sammlung im Keller, wenn meine Leidenschaft und mein Interesse in eleganten, seidigen Pinot Noirs verborgen liegt. Das Auslaufmodell Luxus findet sich in einem neuen Level des Anspruchs und der Klarheit für den eigenen (immateriellen) Genuss wieder. Ein Derivat daraus ist das gute Gespräch mit Gleichgesinnten. Nicht showing-off, sondern Tiefgang.
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Download: Use Case Tour of Inspiration, London
"Die Tour of Inspiration durch London hat mir auf jeden Fall mehr Klarheit gebracht: Über meine Marke, aber noch mehr darüber, wo wir als Unternehmen im Vergleich zu anderen stehen."
Zero Senses hat den gewohnten Kontext seines Kunden bewusst verlassen und ist in eine neue Umgebung eingetaucht. Die individuellen Impulse in einem anderen Rahmen gaben ihm neues Selbstvertrauen und machten deutlich, wo er steht und wohin er sich entwickeln möchte. Wir haben zum Beispiel gesehen, wie der Sneaker den klassischen Lederschuh in den grossen Kaufhäusern im Laufe der Zeit den Raum nahm. Die übrig gebliebenen Produkte waren allesamt hochwertige Marken, was ein alarmierendes Zeichen dafür ist, dass das Qualitätsversprechen immer entscheidender wird. Um seine Qualität und Essenz sichtbarer zu machen, entschied sich der Kunde beispielsweise für ein Redesign seiner Webseite.
Download Use Case:
Der passende Schuh
#8 Letter of Inspiration - Entwicklung in Krisenzeiten
In diesem Letter of Inspiration findest Du Gedanken zur Entwicklung in risikoreichen Zeiten, sowie was sich hinter dem oberflächlichen Deckmantel von Schönheit befindet. Zudem teile ich eine radikale Betrachtung, in der ich Kunstwerke als Beiprodukt persönlicher Entwicklung beschreibe. Viel Freude beim Lesen
Eine grundlegend menschliche Kompetenz
Viele (Geschäfts-)Modelle gehen von bereits Bekanntem aus. Der Referenzpunkt ist die Vergangenheit. Dieser Punkt wird genutzt, um Risiko abzuschätzen, für Analysen oder um die Unternehmensplanung für das kommende Jahr zu machen. Bewährte, quantitative Modelle sind jedoch überfordert, sobald es um Unvorhergesehenes oder erstmalige Ereignisse, wie eine Pandemie geht. Dann braucht es Fachleute. Was es aber noch viel mehr braucht, ist die eigene Intuition. Denn die wird Unternehmern bei der Neuausrichtung und der Übersetzung der bestehenden Unternehmung in ein neues Umfeld dienlich sein.
"Intuition ist eine grundlegende menschliche Kompetenz und darf deshalb durchaus Bestandteil eines professionellen Risikomanagement sein.”
- sagte Dr. Nikolaus von Bomhard, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Munich Re, in einem lesenswerten Beitrag in der FAZ aus 2016. FAZ Artikel hier.
Das Folgen der eigenen Intuition hat noch einen Vorteil: Das Erschaffen von neuen Gedanken, Ideen und Visionen aus sich selbst heraus macht unabhängig. Denn sie sind losgelöst von externen (Einfluss-)Faktoren wie Analysen, Gewohnheiten und Einschätzungen anderer. Natürlich ist es angenehm, sich durch andere oder äußere Faktoren abzusichern. Doch die scheinbare Sicherheit, die mit den externen Fakten kommt, sieht auf dem Papier gut aus, kann sich im Ernstfall jedoch rasant schnell auflösen. Diese Pandemie ist ein Beispiel hierfür: Nicht vorhersehbar, jedoch hat sie essentiellen Einfluss auf unser aller (Geschäfts-)Leben. Eine bewusste Intuition ist wie eine starke Rumpfmuskulatur, sie gibt Stabilität, lässt einen jedoch beweglich auf Veränderungen reagieren.
Künstler, in ihren kreativen Prozessen, verlassen sich auf diese innere Stimme der Intuition. Günther Uecker, ein Mitglied der ZERO Kunstbewegung, die sich einem künstlerischen Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg verschrieben hat, beschrieb das wie folgt:
“Da ist etwas, und es findet noch keinen Ausdruck in meinen Werken, aber ich weiß, dass es ist, (...). Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin dem nah, aber ich weiß nicht, was es ist, (...).”
Der schöpferische Prozess ist weder in der Kunst noch in der Wirtschaft ein leichter. Etwas Neues zu wagen und zu erschaffen erfordert Mut, freies Denken, Raum und Zeit, diesen Gedanken nachzugehen. Einschränkungen, vorgezeichnete Wege und rückwärtsgewandtes Wissen sind in diesem Prozess eher eine eiserne Kugel am Fußgelenk, die einen vom Weiterkommen abhält. Sich von dieser schweren Kugel zu befreien - loszulassen - ist die wahre Herausforderung, aber auch eine Chance.
Die weiße Leinwand
Warum sollte ein (neuer) Weg, der weder einfach scheint, noch Erfolg garantiert ein erstrebenswerter sein? Die Sicherheit, die uns Gewohntes zu geben scheint, ist eine fiktive Garantie basierend auf dem Konzept der Hoffnung. Einmal die Oberfläche dieser Illusion durchbrochen, zeigt sich, dass die Strategie der Hoffnung weder sicher noch zukunftsfähig ist.
Ist das Gefühl von Sicherheit nicht vielmehr ein oberflächlicher Mantel, der einen nach aussen Selbstsicherheit und gar Anziehungskraft (=Schönheit) ausstrahlen lässt? Doch auch das Schönste verliert einmal seinen Glanz; ganz aktuell, wenn es den Boden der Realität berührt. Diese Pandemie-Situation hat etwas unglaublich Entlarvendes. Oberflächlich Schönes, bspw. bei sogenannten Erfolgskonzepten, beginnt zu bröckeln und es gibt nun zwei Wege damit umzugehen. Zum einen den Schein noch eine Weile aufrechtzuerhalten oder zum anderen, aufzubrechen und nach dem wahrlich “Schönen” zu suchen. Zweiteres beginnt mit der Suche nach Abweichungen von der Norm. Merkmale, die über das Glatte, Schöne und Perfekte hinausgehen. Oftmals führt das zum Ursprung zurück, zum Anfangspunkt, der Treiber, der ein Unternehmen, einen Unternehmer oder ein Konzept erfolgreich gemacht hat.
Was meine ich damit? Die Art und Weise wie man sich orientiert und sich einen Weg merkt, ist nicht über den Versuch, sich identisch wirkende asphaltierte Straßen einzuprägen. Man sucht nach markanten Bezugspunkten in der Umgebung: ein spezielles Haus, einen alleinstehenden Baum, ein besonderes Ladengeschäft oder ein dominantes Schild. Genau nach dieser Markanz lohnt es sich zu suchen, wenn man sich am einfach Schönen satt gesehen hat bzw. das nicht mehr genügt (unvorhersehbare Veränderung). Der Weg aus dem gewohnten, fiktiven Erfolgsmuster hin zu einem starken, klaren, eigenen Erfolgsweg, beginnt indem man die eigene Oberfläche durchbricht und nach Markanz bei sich selbst beginnt zu suchen. Das lässt einen von der generischen, asphaltierten Straße zum Merkmal werden: „You start building your own statue“. In der Kunst würde man davon sprechen, dass der Künstler seinen eigenen Stil entwickelt, in der Geschäftswelt möchte ich das Haltung nennen. Diese Haltung bildet einen wichtigen Teil der “Rumpfmuskulatur” die einem Stabilität in krisenreichen Zeiten gibt.
In diesem Podcast-Interview vertiefe ich den Gedanken, wie sich das Bauchgefühl stärken lässt, wie das zur eigenen Haltung führt und somit aktiv für die Geschäftsentwicklung eingesetzt werden kann.
Was mich kürzlich inspiriert hat: Loslassen können.
Ich habe mich mit dem Endprodukt der künstlerischen Kreation befasst: dem Kunstwerk selbst. Dabei ist mir klar geworden, dass das, was wir als Kunst oft bewundern, etwas ist, das dem Künstler selbst oft gar nichts mehr bedeutet. Die sichtbare Kunst ist eine Form des Ausdrucks eines Entwicklungsprozesses, der sich wiederholt oder weiterentwickelt ab dem Moment der Erschaffung. Einmal in diesem Rhythmus eingestiegen, hält man sich nicht mit dem Betrachten des schönen Endprodukts auf, man entwickelt sich weiter. Radikal formuliert, kann Kunst als Beiprodukt emotionaler und persönlicher Entwicklung bezeichnet werden. Der Künstler ist bereits einen Schritt weiter, während wir noch seine ‘alte Haut’ bestaunen. In der Geschäftswelt ist es oft umgekehrt: Loslassen fällt schwer. Hat man einmal etwas ‘erschaffen’, möchte man es bewahren. Weiß man doch zu genau, wie viel Energie in das Unternehmen, das Produkt oder das Team geflossen ist.
Hier darf man mutig auf die Kunstwelt blicken: Die weiße Leinwand - die Leere des Neubeginns - kann auch als Raum von Potential zur Weiterentwicklung gesehen werden. Der Moment etwas Neues zu wagen, ist die weiße Leinwand. Und der erste Schritt, ist wie der erste Pinselstrich, der Schwierigste von allen. Erik Brynjolfsson, Professor Stanford University, sagte einmal in einem Vortrag:
"Sometimes you have to kill your darlings"
Neue Wege zu gehen erfordern loslassen zu können. Brynjolfsson meint, dass erst dann wirklich großartige Dinge entstehen. Das soll keine Aufforderung zum Loslassen von allem was einem lieb ist sein, sondern ein Impuls zum Nachdenken, was man manchmal zwanghaft festhält und einen davon abhält den ersten Pinselstrich auf der nächsten weißen Leinwand zu machen. Beantworte für dich selbst einmal die Frage, was das Schlimmste ist, das passieren kann, wenn du zum neuen Pinselstrich ansetzt?
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Kolumne: #1 Disruption
Disruption - Wie können wir unsere Kunden glücklicher machen?
Tanja Schug schreibt als Kolumnistin für das Magazin Zukunftsbeweger regelmäßige Beiträge. Das Magazin ist ein wunderbares Produkt der Globalance Bank für Kunden und Partner.
#7 Letter of Inspiration - Stillstand
In dieser Ausgabe meines Letter of Inspiration spreche ich über den momentanen Cocktail aus Müdigkeit und Furcht der uns begleitet. Welche Rolle die richtigen Impulse spielen, um wieder in Bewegung zu kommen und wie erfrischend Beweglichkeit im Denken sein kann. Viel Spaß beim Lesen.
Wer still steht, bewegt sich nicht.
Der Sommer zeigte sich nochmals in seiner ganzen Pracht. Das führte nicht nur zu Jubelschreien, sondern auch zu Klagen. Denn gerade wo die Sommerferien sich dem Ende neigten, begann auch das Treiben hier in Zürich wieder an Tempo und Intensität aufzunehmen. Die Wärme lähmte ein wenig und machte lethargisch. Das Denken fiel schwerer und der Ruf nach einer Abkühlung im Zürichsee wurde lauter. Auf der einen Seite sind wir müde ob der Hitze, und auf der anderen Seite sind wir ängstlich ob der Gerüchte einer zweiten Welle. Eine Kombination, die in einem Geschichtsbuch vermutlich rückblickend als “gefährlich” betitelt worden wäre. Glaubt man den Prognosen, steuern wir in der Geschäftswelt auf etwas zu, was man positiv als grosse Veränderung bezeichnen und im gängigen Sprachgebrauch als Krise betiteln würde. Nun, wie verändert man die Geschichte und schwimmt aus dem Sog, bestehend aus lähmender Müdigkeit und Furcht vor dem, was kommen mag?
"In einem wankenden Schiff fällt um, wer stillsteht und sich nicht bewegt."
- Ludwig Börne, Deutscher Schriftsteller
Was sich die letzten Jahrzehnte angekündigt hat, ist nicht zuletzt eine Folge aus der grenzenlosen Verfügbarkeit, die ähnlich, wie bei einem Kind, das man im Süßigkeitengeschäft stehen lässt, zu einen maßlosen Konsum geführt hat. In der Nachkriegszeit war das legitim: Man hat Zugang zu Etwas genossen, was aufgrund grausamer Umstände zuvor verwehrt gewesen war. Genuss und Verschwendung sind auch Attribute, die einen wirtschaftlichen Aufschwung ausmachen. Doch welche Wertschätzung und welches Anrecht haben wir heute noch auf diesen Luxus?
Zum Artikel geht es hier
Wir sind umgeben von ‘Luxus’ aufgewachsen und er wurde durch die Digitalisierung und bahnbrechenden Erfindungen wie Smartphones unbegrenzt zugänglich. Es ist menschlich, alles was ständig verfügbar ist, irgendwann als selbstverständlich hinzunehmen. Monate in der Isolation lassen einen jedoch überlegen, ob der Zeitpunkt sich dem luxuriösen hinzugeben und zu genießen noch zeitgemäß ist. Nicht, weil es nicht mehr schön ist, sondern vielmehr, weil es uns nicht weiterbringt. Entwicklung entsteht nicht dadurch, in dem wir in einem Zustand verharren. Um eine Reaktion auszulösen braucht es Bewegung. Das lernt man bereits in einer der ersten Stunden im Physikunterricht. Und das ist auch was wir jetzt brauchen: Bewegung.
Was ist der Teilchenbeschleuniger unserer Zeit?
Ein nach wie vor nicht abschätzbares Risiko umgibt unsere nahe Zukunft. Gepaart mit Müdigkeit und Furcht ergibt das einen Cocktail, den auch James Bond verschmäht hätte. Die Kunstbewegung ZERO hatte nach dem zweiten Weltkrieg den Durchbruch der Leinwand als künstlerischen Ausdruck für den Neubeginn gefunden. Eine physische Tat, die neue Energie zur Kreation freigesetzt hat. Bewegung muss jedoch nicht immer physisch sein. Im Englischen beschreibt man Emotionen gerne mit “I am moved by something” - “Mich bewegt etwas”. Lässt sich der trist wirkende Moment aus Müdigkeit und Furcht durch das Ausleben der eigenen Emotionen brechen, und wie kann das aussehen?
Entdeckung der eigenen Leidenschaft.
Leidenschaft ist mehr als ein Berufsbild, es findet sich im Ausleben von eigenen Wertvorstellungen und moralischen Überzeugungen wieder. Hinzu kommt, dass man das, was man gerne macht, nicht als “Arbeit” empfindet. Der populäre Deutsche Philosoph, Markus Gabriel, schreibt in seinem aktuellen Buch über den “moralischen Fortschritt in dunklen Zeiten”, resultierend aus einer neuen Aufklärung: Eine neue Form von Kooperationen. Was gesellschaftlich schon in manchen Bereichen spürbar ist, wird laut Gabriel stärker wachsen. Wie kann das aussehen?
Vor ein paar Jahren hat sich der Begriff “Gig-Economy” geprägt, junge Talente, die sich ihren Stärken eindeutig bewusst waren und für ein kurzes Gastspiel in Start-ups oder Unternehmen eingetaucht sind, um für 6 -12 Monate ihr Wissen einzubringen. Was sich jetzt andeutet ist eine Welle an Freelancern, die, ähnlich wie die Gigs, sehr klar ob ihrem Können wissen. Wenn ich Markus Gabriel über neue Kooperationen sprechen höre, habe ich ein grösseres Bild im Kopf, was bestehende hierarchische Unternehmensstrukturen auflösen lässt und Projekt-basierend, Talent-orientiert und eigenverantwortlich Neues anstoßen wird. Das Große in kleine Teile heruntergebrochen lässt agiler bewegen und vor allem Misserfolge an der Quelle schneller korrigieren und die Auswirkungen beherrschen. Für Führungskräfte heißt das gleich mehreres: Wie befähige ich meine Mitarbeiter die eigenen Stärken zu erkennen? Wie kann ich Eigenverantwortung ermöglichen? Und wie kann ich mich selbst zurücknehmen, damit Neues entstehen kann? Wie kann ich mich über Misserfolge freuen und nicht urteilen? Wie gestalte ich ein Umfeld, das meinen Mitarbeiter innerhalb der Organisation Freiheit lässt?
"Es ist nicht die stärkste Spezie die überlebt, auch nicht die intelligenteste, es ist diejenige, die sich am ehesten dem Wandel anpassen kann."
- Charles Darwin, Englischer Naturforscher.
Wenn Stillstand keine Option ist, geht es darum Bewegung zu ermöglichen. Ein Weg die Schwingungen anzustoßen sind neue Impulse und andere Perspektiven, die die Augen für neue Wege und Ideen öffnen. Diese Impulse findet man bereits in den Geschichten anderer Persönlichkeiten, man muss nur aktiv zuhören. Einer solchen “Hintergrundgeschichte” durfte ich neulich lauschen und habe sie für Dich verschriftlicht. Ein Mann, der in seinen Weg vertraut und sagt, dass es ihm nie besser gegangen ist, als seit dem Moment, an dem er seiner Intuition gefolgt ist.
Zum Interview mit Yusuf Sert geht es hier
Was mich kürzlich inspiriert hat: Beweglichkeit im Denken.
Um die Sicherheit und auch um die berüchtigte zweite Welle zu vermeiden, haben für den Sommer viele Konzertveranstalter sich von einem “Festival Sommer” verabschiedet. Zu strikt und einengend sind in der Schweiz die Vorgaben des Bundesrat und BAG’s, um ein Erlebnis wie gewohnt zu bieten. Doch wer sagt, dass es ein Erlebnis wie gewohnt geben muss? In dieser besonderen Lage braucht es Beweglichkeit im Denken. Es geht nicht um den Erhalt, sondern darum, wie man sich in einem neuen Rahmen entfalten kann.
Ein Beispiel, dass mir selbst sehr nahe ist, ist das Festival da Jazz in St.Moritz, das schweren Herzens seine Hauptbühne, den legendären Dracula Club, in diesem Sommer aufgeben musste. Der Club lebt von dem Faktor des eng beisammen Seins. Eine neue Bühne musste also her und so gelang es, gemeinsam mit den einmaligen Grand Hotels vor Ort und deren prachtvollen Ballsälen, neue Spielstätten nach BAG Norm zu schaffen.
Es mag so wirken, wie das kleine Gallische Dorf bei Asterix und Obelix. Es geht jedoch nicht um ein Aufbäumen, sondern vielmehr um den Erhalt von Kulturgut und dabei neues Denken zuzulassen. Das braucht Mut sowie Offenheit, Gewohntes zu verlassen und ja, vermutlich auch ein paar Gallier, die einen ähnlichen Mindset haben. Was in St.Moritz gerade im Kleinen passiert ist, kann ein Vorbild für viele Unternehmer sein, die sich in der Situation “das Alte geht nicht mehr” wiederfinden. Gute Nachricht: Es geht doch, nur anders.
In eigener Sache...
Wenn Du diese Art der Gedanken genießt, empfehle ich dir am Montag, 31. August Die Welt zu kaufen. Es wird ein ausführliches Interview von mir zum Thema 'Zukunft der Gesellschaft und Arbeitswelt' erscheinen.
Viel Vergnügen mit dieser Ausgabe des Letter of Inspiration.
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Podcast: Tanja Schug im Interview mit Heidi Hauer
Intuition als Erfolgsfaktor bei Führungsfragen.
Hier geht es zum Podcast Interview
Episode #12
Tanja Schug erklärt warum es wichtig ist das Verbalisieren von Intuition zu lernen, warum Intuition nicht einfach wie die Logik ein- und ausschaltbar ist, sondern Impulse braucht. Rationalität gepaart mit Bauchgefühl führt zu mehr Klarheit, Sicherheit und Unabhängigkeit in Entscheidungsprozessen.
#6 Letter of Inspiration - Und jetzt: Action?
In der Schweiz erwachen wir langsam aus dem Zustand der Pause. Daher findest Du in dieser Ausgabe meines Letter of Inspiration Gedanken, wie man den Moment der 'Leere' zwischen Stillstand und Neustart nutzen kann, warum der mittelalterliche Dichter Dante dabei eine Rolle spielt und was Microsoft CEO, Satya Nadella, mit dem Begriff 'Neue Demut' zu tun hat. Viel Vergnügen beim Lesen.
Und jetzt: Action?
Die gesamte Welt befand sich in einer Art “Pause”. Nur mit dem Unterschied, dass wir diese Pause völlig wach und bei klarem Verstand mitbekommen haben. Hat man die Reaktionen in der Gesellschaft beobachtet, so kristallisierten sich zwei Gruppen heraus: Die Aktivisten und die Paralysierten. Gleichwohl man für eine solche Situation nicht geschult ist, versuchte der eine Teil mit grossem Tatendrang einfach weiterzumachen, der andere war, ob schon der Welle an Unsicherheit, gelähmt.
Die wirtschaftlichen Schäden, die diese Pandemie auslöst, können wir uns im vollen Ausmass noch nicht vorstellen. Was jedoch sichtbar ist, sind die gesundheitlichen Folgen. Der Virus fordert Opfer, aber ebenso hat der sogenannte Lockdown starke Auswirkungen auf die mentale Gesundheit und das Wohlbefinden vieler Einzelner.
Die Pause wird langsam aufgehoben, doch das alltägliche Leben kommt einem plötzlich vor, wie ein Zoobesuch: Normalerweise schützt uns eine dicke Glasscheibe oder ein Zaun vor den wilden Tieren - Nun sind es Handschuhe, Masken und ein Mindestsicherheitsabstand von 2 Metern die uns vor einer unsichtbaren Gefahr schützen.
Verlust von Nähe
Lassen sich Geschäftsbeziehungen über die Distanz aufrechterhalten oder droht ein ähnliches Verhältnis zu unseren Partnern, wie zu den Tieren im Zoo (nämlich keines)? Distanz lässt sich nicht einfach digital auflösen. Es macht uns das “Überleben” leichter, aber das Leben in der Digitalität hat seine Grenzen. Vor allem, wenn es um den Faktor Menschlichkeit geht. Durch die zwangsverordnete Reduktion unserer sensorischen Wahrnehmung verlieren wir momentan etwas, das essential ist: Unser Gespür.
Bestehendes neu denken
Natürlich lässt mich die momentane Situation nachdenken, ob es bei all diesen schwerwiegenden Ereignissen noch legitim ist, über Intuition und die Schärfung der Wahrnehmung zu sprechen. Ich denke, gerade jetzt ist das Thema wichtig. Es gibt Menschen, die glücklicherweise nicht gesundheitlich angeschlagen oder wirtschaftlich schwer betroffen sind. Macher, die es gewohnt sind zu Handeln, auch sie sind in diesem leeren Zustand zwischen Stillstand und Fortschritt gefangen und haben ein Recht auf Ansprache und positive Gedanken.
Ich würde diese Personen, neben den Aktivisten und Paralysierten, in eine dritte Gruppe einordnen: Die Überlegten. Sie nutzen den Moment der Leere, zwischen Stillstand und Fortschritt, und reflektieren. Es würde mich nicht wundern, wenn dabei Erkenntnisse aufkommen, die den unstillbaren Drang nach Wachstum, das bisherige Konsumverhalten von Gütern, aber auch zwischenmenschliche Kontakte, hinterfragen. Muss man wirklich in jedes Meeting selbst? Oder zu jedem Firmenapèro oder jeder Konferenz? Und braucht es das neue “was auch immer”? Durch die Reflektion steigt der Anspruch, wie man die Zeit bestmöglich nutzt. Es geht plötzlich um kraftvolle Gespräche, die einen stimulieren und aktivieren. Lieber wenig, dafür aber einen wertvollen Austausch. Nicht irgendein Gespräch, sondern eines, das etwas auslöst.
Ruhe, Reflektion, Neubeginn.
Wir haben also geruht, uns gesammelt und sind bereit zum Wiedereinstieg. Auf was sollten wir uns freuen? Das Miteinanderentwickeln wird in der kommenden Phase essentiell sein, denn wenn Krisenzeiten für etwas gut sind, dann für das Rückbesinnen auf die eigene Stärke. Und das macht auch deutlich, an welchen Stellen wir vertrauensvolle Unterstützer brauchen.
Bestehende Erfolgskonzepte müssen jetzt neu gedacht und in den neuen Kontext, in dem wir uns befinden, übersetzt werden. Doch neue Gedanken entstehen nicht im gewohnten Umfeld oder der eigenen Komfortzone, sondern im kontroversen Austausch mit Menschen aus anderen Feldern. Öffnet man seinen Blick, kann einen Inspiration aus anderen Industrien erreichen. Ob das im Kreativprozess von Designern ist, die die aktuelle Situation in ihren Produktvariationen verarbeiten, oder die Kreativität, mit der Gastronomiebetriebe auf die Situation reagiert haben. Diese Impulse lassen sich auf das eigene Geschäft übersetzen und anwenden.
Es ist kein Zufall, dass der mittelalterliche Dichter Dante Alighieri auf seinem Weg aus der Hölle ins Paradies einen Vertrauten hatte. In Dantes Fall war es Virgil, der ihm ein treuer Begleiter war, ihm zuhörte und ihn führte. Virgil symbolisiert Dantes „Gespür“. Diese Pandemie war nicht vorhersehbar und die Ausmasse sind ungewiss. Dass wir Unsicherheit empfinden ist in Ordnung. Jedoch muss man diese nicht alleine aushalten. Dadurch, dass wir alle in derselben Situation sind, eröffnet sich die Möglichkeit, die Ich-Zentriertheit loszulassen und das Einbeziehen Anderer zuzulassen. Das war der Moment als Dante Virgil begegnet ist. Ein Gesprächspartner, der zuhört, gemeinsam die Kernthemen herauskristallisiert, das eigene Gespür schärft und Handlungswege, aus der „Hölle gen Paradies“, aufzeigt. Virgil - das Gespür - ist im Moment der Krise eine unterschätzte Waffe, die es lohnt zu (re-)aktivieren.
Die gute Nachricht ist: Gespür lässt sich entwickeln und stärken. Die Reise aus der Hölle gen Paradies sind wir bereits angetreten. Diesen anspruchsvollen und unbekannten Weg bestreiten wir nur, in dem wir unsere Perspektive öffnen und neuen Gedanken Raum geben. Die Gedankenknospen dafür trägt man in sich, um sie aufblühen zu lassen, braucht es die passenden Impulse. Das kuratieren solcher Impulse ist mein Kerngeschäft und zeigt sich u.a. in Veranstaltungen wie dem Zero Senses Retreat oder in individuellen Begleitungen. Das Retreat Format bietet in 2 ½ Tagen Führungspersönlichkeiten ein Feuerwerk an Impulsen aus anderen Bereichen und schafft die Brücke zur Anwendung im eigenen Arbeitsalltag. Die nächste Veranstaltung findet im Herbst statt und Du kannst dich hier vormerken lassen.
Mehr Details zum Zero Senses Retreat und die Companionship
Was mich kürzlich inspiriert hat: Neue Demut
Ich frage mich, ob es dieses „Neue Normal“ wirklich geben wird oder ob doch alles einfach weitergeht wie vor dem Lockdown. Und gleichwohl, dass uns diese einschneidenden sechs Wochen in Isolation nicht geprägt haben, wäre wohl naiv zu glauben. Ein Bereich der von der ersten Minute gefragt war, ist das Management gewesen. Wie führe ich mein Team über die Distanz? Wie halte ich die Motivation auch bei Kurzarbeit aufrecht, und wie schaffe ich eine Perspektive ohne eine Antwort auf die Zukunftsfrage zu kennen? Das Schweizer Wirtschaftsmagazin BILANZ veröffentlichte in seiner aktuellen Ausgabe (05 - Mai 2020) einen ausführlichen Beitrag mit dem Titel „Neue Demut“. Es postuliert gegen die „Egoshooter“ im Topmanagement und ruft die Zeit der „selbstlosen Manager“ aus. Zu Beginn wird Satya Nadella, CEO von Microsoft, aus einem Post an seine Mitarbeiter zitiert:
"Vieles ist unbekannt und ich weiss, wie beunruhigend und unsicher sich das anfühlt, ich selbst mache mir Sorgen (...) und frage mich, wann unser soziales Gefüge wiederhergestellt sein wird."
Natürlich profitiert ein Konzern wie Microsoft von diesen Zeiten mit seinen Cloud-Services, ein Bereich, der um mehr als 700 Prozent zulegen konnte. Doch diese Kennzahl ist für Nadella kein Massstab. Er kommentiert: „Bedeutungslos.“ Sich über einen so willkürlichen Meilenstein zu freuen, sei „der Anfang vom Ende“. Mit dieser „Purpose statt Profit“-Einstellung ist Nadella nicht alleine. Novartis, Google und IBM folgen einer Unternehmer-Philosophie, die nicht nur rational lenkt, sondern Empathie und Intuition als weitere Währung eingeführt hat.
Wenn diese Pandemie für etwas gut ist, dann um den Zusammenhalt untereinander zu stärken. Zumindest wäre das ein schöner Ausgangspunkt nach dieser auferlegten Pause.
Viel Vergnügen mit dieser Aussage des Letter of Inspiration.
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