Artikel: NZZamSonntag - Der Ausbruch aus dem Hamsterrad

Doch, der Ausbruch aus dem Hamsterrad ist möglich.

Das Jahr der Pandemie hat die Frage nach dem Sinn der Arbeit in unserem Leben gestellt. Mit einer klaren Erkenntnis: Wir sollten auf Intuition setzen, nicht Maschinen imitieren, findet Tanja Schug

Ich habe mich sehr über meinen Artikel in der NZZamSonntag über “Die Bedeutung von Arbeit” gefreut. Wenn Sie den Artikel verpasst haben, können Sie ihn hier online finden oder mir einfach eine E-Mail senden, um eine Kopie zu erhalten.


Artikel: Die Welt - Das Echte ist der neue Luxus

„Der Sinn der Arbeit ist dabei, sich zu verändern.“

Arbeit ist inzwischen nicht mehr der wichtigste Wert, über den sich der Einzelne definiert, sagt Autorin und CEO Tanja Schug. Sie beobachtet, wie ein „totalitäres System“ zu bröckeln beginnt.

Tanja Schug beschäftigt sich mit dem Sinn des Arbeitens. Sie sagt, Unternehmer müssten stärker wie Künstler handeln und ihr Bauchgefühl trainieren. Sie verrät auch wie das geht.


Ein Gespräch mit ...

“Es geht immer um Atmosphäre"

— Yusuf Sert

Tour of Inspiration: Die Idee

Die Tour of Inspiration ist ein Spaziergang verbunden mit kuratierten Erlebnissen. Dieser Weg dient dazu, die eigene Perspektive zu öffnen und mit neuen Impulsen strategische Geschäftsentscheidungen zu stärken sowie persönliche Weiterentwicklung zu fördern. Der Austausch, der sich während dieser Tour ergibt, ist das Wertvolle. Begegnungen mit Künstlern und ihrer Geschichte ist ein Teil dieses Erlebnisses. Im Interview mit Yusuf Sert, einem Interior Designer aus Zürich, bekommen Sie Einblicke, wie ein solcher Impuls aussehen kann. Das Übersetzen dieser neuen Einblicke auf das eigene Geschäftsleben ist die Kunst hierbei. Für diese Aufgabe habe ich eine Methodik entwickelt.

Ein Gespräch mit Yusuf Sert - Interior Atelier, Zürich

Herr Sert, wie kommt es, dass wir heute in diesem wunderschönen Interior Atelier inmitten der Zürcher Altstadt sitzen?
Ich habe diesen Laden vor gut vier Jahren übernommen. Das war, nach einem Leben im Angestelltenverhältnis, mein Schritt in die Selbstständigkeit.

Wie kam es dazu?
Hier muss ich etwas weiter ausholen... als ich blutjung war, hatte mein Vater die Überzeugung, dass ‘Elektro’ die Zukunft sein wird. Da hatte er nicht ganz unrecht, denn wir sprechen hier von den 90iger Jahren, als wir am Beginn von Technologien, wie Macintosh, Computern usw. standen. Noch während meiner Elektrolehre, wusste ich jedoch, dass das nichts für mich ist. Ich war auf den Baustellen begeistert über den Plänen gehangen anstatt mich auf die Elektronik und meinen Meister zu konzentrieren. Etwas Kreatives, Gestaltung, das wollte ich machen, und so brachte mein nächster Schritt mich zur Lichtplanung.

Wie kamen Sie von dort in den Showroom eines Luxus-Möbelhauses?
Das Gestalterische war immer in mir drin. Alles was mit Inneneinrichtung zu tun hatte, hat mich interessiert. Bereits mit 16 Jahren habe ich eine eigene Leuchte gebaut. In meinem Zimmer war alles von mir selbstgemacht. Ich versuchte also in die Möbelbranche und Einrichtungsbranche zu kommen, die haben aber nicht auf mich gewartet. Nachdem mich die weiterführende Schule nicht annehmen wollte, musste ich einen anderen Weg finden, um meiner Berufung zu folgen. Denn ich wusste, mein nächster Schritt ist ein Möbelhaus.

Wie war das für Sie, zu wissen wohin Sie wollen, aber zu spüren, dass der “normale” Weg eine Sackgasse ist?
Ich wusste, ich muss da irgendwie hinkommen. Ich habe mich bei einem bestimmten Möbelhaus immer wieder beworben, aber wurde wieder und wieder aufgrund meiner mangelnden Erfahrung abgelehnt. Eines Tages entdeckte ich eine Anzeige, von einem der Möbelhäuser damals in Zürich. Der unkonventionelle Chef - ein Amerikaner - hatte mich zu einem Vorstellungstermin, gleichzeitig mit acht weiteren Bewerbern, eingeladen. Wie durch ein Wunder hatte ich wenig später eine Zusage und das war mein Einstieg in die Möbelbranche.

Sie haben also ohne Vorerfahrung begonnen in einem der angesagtesten Möbelhäuser von Zürich zu arbeiten: Wie lief das?
Ich habe noch nie soviel in meinem Leben gelernt. Es gibt ja verschiedene Dinge die dazu beitragen, wie sich etwas entwickelt, ich nenne das Schicksal. In diesem Fall, war ich nach drei Monaten alleine in dem Möbelhaus: Alle hatten gekündigt. Das war sicher der Anfang vom Ende für das Haus, aber für mich begann wohl meine lehrreichste Zeit. Die Möbelbranche ist eine kleine Branche und ich hatte plötzlich direkten Kontakt mit allen wichtigen Agenten. Kontakte, die mir bis heute geblieben sind. Und am Ende durfte ich noch die Liquidation des Hauses begleiten. Ich kann Ihnen sagen, wie ein SALE oder ein Abverkauf funktionieren muss. Liquidation ist eine eigene Disziplin, aber das Wissen kann ich heute noch anwenden. Von dort an war ich in der Branche verankert.

Wie ging es dann weiter?
Ich habe mein Netzwerk genutzt, um einem neuen Job zu finden. Von diesem Zeitpunkt an, ging das nur noch über Empfehlungen. Ich habe mich nie wieder in meinem Leben beworben. Ich gewann an Selbstvertrauen und lernte, mein Wissen in neuen Situation anzuwenden, teilweise ohne gefragt zu werden. Bei meinem neuen Arbeitgeber, der gerade ein neues Lichtkonzept machen wollte, konnte ich natürlich meine Erfahrung aus der Lichtplanung einbringen. Ich habe mich relativ schnell “hoch gearbeitet”. Diesem Laden bin ich 13 Jahre lang treu geblieben.

Bei all dem Erfolg, warum dann der Drang etwas Eigenes zu machen?
Ich habe ein Doppelleben geführt. Immer wenn ich auf Möbelmessen gegangen bin, habe ich für den Laden eingekauft und gedanklich für mich. Ich hatte ein Dossier mit den Stücken, die ich eigentlich gerne gekauft hätte, für meinen eigenen, noch imaginären, Laden. Ich wusste, irgendwann im Leben werde ich meinen eigenen Laden haben. Es war immer in mir.

Jetzt sitzen wir in Ihrem Laden, was hat Sie vom damaligen Traumjob in die Selbständigkeit geführt?
Die Möbelbranche ist eine kleine Welt und ich wusste wohin ich wollte und auch wohin ich nicht gehen will. Das ist noch ein sehr wichtiger Punkt, zu wissen, was man nicht will. Und in der Branche war ich, für mich, am Ende angekommen. Es gab nichts mehr Neues, was mich noch gereizt hätte.
Eines Tages, rief mich der Besitzer dieses Geschäfts, in dem wir heute sitzen, an und wollte sich mit mir treffen. Relativ direkt hat er mich gefragt, ob ich seinen Laden kaufen will, den Vertrag haben wir direkt auf einer Serviette verfasst. Es gab natürlich noch andere Interessenten, aber ich schien wohl der menschlichste zu sein. Ich habe ihm angeboten, solange er noch arbeiten möchte, er war im Pensionsalter, noch einen Schreibtisch im Laden haben zu können.

Was war das für ein Gefühl, plötzlich den eigenen Laden zu haben?
Ich war ein neuer Mensch. Ich bin Unternehmer, kein Manager.

Was ist der Unterschied im Denken, zwischen Unternehmer und Manager?
Ich habe einmal zu einem Manager gesagt: “Sie geben mir immer das Gefühl, dass ich alles falsch mache.” Manager müssen sich an Fakten orientieren. Es braucht für alles einen Report, jede Entscheidung muss begründbar sein, am besten mit Marktanalysen. Ein Gefühl zu haben, das ist nichts wert. So funktioniere ich nicht.
Einem Unternehmer geht es nicht rein um die beste Marge. Ich kann nicht einfach die Best-seller kaufen. Ich muss doch die Dinge aussuchen, die zu mir passen. Was passt in unsere DNA? Und, was passt vielleicht auch nicht ganz? Wo tut es ein bisschen weh, wenn man es bestellt? Das ist auch noch spannend. Wir müssen dem Kunden zeigen, was er vielleicht haben möchte. Ein kleines bisschen ausserhalb der DNA, um einen Schritt voraus zu sein, aber dabei immer den Zeitgeist zu beachten. Das ist unser Job.
Und wie “managen” Sie heute?
Alles geht 100x schneller. Zum Beispiel, ist man sich nie sicher, wenn man etwas Neues einkauft, ob das Produkt funktionieren wird; Ich kann heute schon beim Auspacken entscheiden, es beispielsweise anders zu platzieren oder einzusetzen. Es geht um schnelle, kurze Entscheidungen aus dem Bauch heraus. Ohne grosse Marktanalysen.

Kann man diesen Bauchentscheid trainieren?
Ja, man muss lernen, aus dem Bauch auszuwählen und aus dem Kopf zu entscheiden. Es ist eine Kombination.

Woher bekommen Sie ihre Inspiration?
Die Mischung macht es aus, das ist ganz wichtig. Deutsche, italienische, französiche und englische Fachzeitschriften waren für mich immer eine Quelle der Inspiration. Aber nicht nur: Ich habe meine Freunde immer gebeten, Wohnzeitschriften aus ihren Urlaubsländern mitzubringen. Andere Länder ticken anders. Sogar die Westschweiz tickt anders als wir hier in Zürich. Ich beschäftige mich viel mit dem Thema “Schön”. Was bedeutet Ästhetik, was steckt hinter dem “gefällt mir” oder “passt mir nicht” der Kunden. Und, ich bin ein kleiner Fan von Oliver Jan, der AD Deutschland.

Gibt es eine Person, die Sie besonders geprägt oder inspiriert hat?
Viele. Ganz allgemein ist mir aufgefallen: Je grösser die Meister sind, desto weniger sagen sie, “das geht nicht”. Selbstbewusste Amateure urteilen sofort. Da kommt jemand und sagt, “das wäre doch auch noch was”. Die sagen «sofort»: “Nein, wir machen es so, wie ich gesagt habe.” Der Meister lässt den Gedanken zu. Er lässt andere Betrachtungsweisen zu. Er öffnet seine Perspektive und gibt dem Anderen eine Chance. So entstehen gute Konzepte. Ich denke, dass es fast keine hässlichen Dinge gibt. Unsere Aufgabe ist es, den richtigen Kontext darum zu schaffen.
Ein Beispiel...Bei uns in der Branche finden 85 % minimalistische Tische mit feinen Beinen gut. In Amerika finden das vielleicht 1 % der Leute schön. Die Welt ist so unterschiedlich. Und unsere Design-Welt so klein. Wir müssen uns öffnen und zuhören was der Kunde will. Unsere Einrichtung wäre in Mexiko der Eingang in einem Gefängnis. Da braucht es Opulenz, nicht Schlichtheit.

Gibt es eine geographische Zuordnung Ihrer Inspiration?
Die Italiener haben einst den Designmarkt erobert, aber die «NEUEN» Skandinavier bieten unglaubliche Shows. Auch wenn sie etwas skrupellos sind, aber sie treffen den Nerv.
Ansonsten finde ich in der Schweiz präzises Design, England kommt ins Spiel sobald Heritage mitschwingt und Frankreich für ein bisschen Boheme.

Wohin bewegt sich der Design Markt?
In einen warmen Minimalismus.

Haben Sie den Schritt jemals bereut?
Mein Vater hatte schon recht, meine ganzen Kollegen von damals haben Karriere gemacht. Aber ich muss Ihnen sagen, mir ging es nie besser: Ich fühle mich jung und vollkommen angekommen.

Über

Yusuf Sert, Interior Designer und Lichtplaner, hat sein Atelier an der Oberdorfstrasse in Zürich. Er ist bekannt für die einzigartigen Atmosphären, die er mit seinen eigenen Entwürfen und denen bekannter Hersteller für seine Privat- und Firmenkunden schafft.


Circle of Inspiration: Ein Abendessen in der Galerie

Über den Circle of Inspiration

Der Circle of Inspiration, eine salon-ähnliche Veranstaltung, die sich auf gute Gespräche an inspirierenden Orten konzentriert, fand im Februar in St.Moritz statt. Tanja, die Gründerin von Zero Senses, kuratierte einen einmaligen visuellen und kulinarischen Rundgang durch die drei Stockwerke der Galerie Hauser & Wirth. Der Direktor der Galerie, Stefano Rabolli Pansera, gab den Gästen einen inspirierenden Impuls zum Thema „Die Kunst Kontext zu kreieren“.

Wie kreiert man ein gutes Gespräch?

Mal ehrlich: Auf Konferenzen oder alltäglichen Meetings stösst man selten auf inspirierende Momente. Diese Anlässe sind oft bloße Wiederholungen dessen, was ohnehin schon bekannt ist. Meine inspirierendsten Momente entstehen meist durch glückliche Zufälle in persönlichen Gesprächen mit Menschen außerhalb meines beruflichen Umfeldes. Solche bedeutungsvollen Begegnungen bringen neue Einsichten. Allerdings scheinen gute Gespräche heutzutage eine Seltenheit zu sein, und wenn sie doch stattfinden, dann außerhalb überfüllter Konferenzsäle.

Ist es möglich eine Veranstaltung zu kreieren, die dazu dient, solche Gespräche zu ermöglichen? Ich war fasziniert von dem Gedanken, meine inspirierenden Momente in ein Format zu übersetzen, in dem ich diese Erfahrungen mit anderen teilen kann. Der Circle of Inspiration ist eine besondere Veranstaltungsform, bei dem eine Gruppe handverlesener Gäste aus verschiedenen Bereichen in ein bestimmtes Thema eintaucht. Durch den lockeren Austausch untereinander eröffnen sich die Teilnehmer gegenseitig neue Perspektiven, indem sie die Eigenen teilen. Der Circle findet immer in einer einzigartigen und inspirierenden Atmosphäre mit Bezug zum Thema des Abends statt.

Das Ziel des Circle of Inspiration ist es, vorhandene Denkmuster zu durchbrechen und neuen Gedanken Raum zu geben. Klingt das zu abstrakt? Letztendlich geht es darum, ein gutes Gespräch in einer Umgebung zu führen, die bedeutungsvollen Austausch fördert.

Die Kunst Kontext zu kreieren

Die Galerie Hauser & Wirth ist eine der bekanntesten und angesehensten Kunstgalerien weltweit. Stefano Rabolli Pansera, der Direktor der Galerie in St.Moritz und London, stellte den Gästen die aktuelle Charles Gaines Ausstellung vor. Als studierter Architekt liegt seine Stärke sicherlich nicht nur darin, dass er den Grundgedanken der Kreation versteht, sondern auch in der Fähigkeit, um jedes (Kunst-)Werk, über das er spricht, einen wirkungsvollen und faszinierenden Kontext zu schaffen. Stefano teilte seine Ansichten über die verehrte, für manchen Betrachter überbewertete und dennoch magische Kunstwelt:

„Die Kunstwelt ist ein außergewöhnliches Ökosystem, in dem alle Akteure eine aktive Rolle spielen müssen: Künstler, Sammler, Galerien, Institutionen, Kuratoren, Journalisten und Lehrer. Galerien sind als Vermittler zu verstehen, die für ihre Künstler und für ihre Sammler Kontexte kreieren, verstärken und pflegen. Galerien tragen zur Erstellung eines kulturellen Umfelds für Künstler bei, indem sie den weiteren kulturellen Horizont offenlegen, in dem die Werke entstehen. Galerien bauen ein Publikum aus potentiellen Sammlern, die den Markt (=der kommerzielle Kontext) für ihre Künstler bereiten.“

— Stefano Rabolli Pansera, Direktor Hauser & Wirth, St. Moritz

Die Magie zurückbringen

Für mich ist die Kunst einen Kontext zu kreieren, eng mit der Notwendigkeit verbunden, einen Hauch von Magie in eine graue, glanzlose und überlaufene Welt zu bringen. Aufgrund ständiger Verfügbarkeit und uneingeschränkter Verbundenheit haben die Menschen verlernt, „verzaubert“ zu sein. Wir kennen das Gefühl nicht mehr, auf etwas warten zu müssen. Von „One-Klick-Buttons“ über soziale Medien bis hin zu Nachrichten: Alles ist sofort verfügbar. Aber, wo bleibt die Magie? Was weckt noch unsere Neugierde? Was kann uns noch in den Bann ziehen? Wenn Sie sich fragen, wann sie zum letzten Mal verzaubert wurden, müssen Sie wahrscheinlich bis in ihre Kindheit zurückdenken. Vielleicht kommen Ihnen ihre Eltern in den Sinn, die Ihnen ein Märchen erzählt haben. Die meisten von uns erinnern sich an diese kurzen, aber magischen Momente, die Spannung und Aufregung, wenn man einer Geschichte lauschte und auf das versprochene Happy End wartete. Dies sind die Momente die wir neu erschaffen müssen. Ich bin überzeugt, dass, wenn wir in all unserem Tun magische Momente kreieren, dann bringen wir Anziehungskraft, Neugierde, Fantasie und Schönheit zurück, auch in unser geschäftliches Umfeld. Die Kunstwelt ist hierfür ein wunderbares Beispiel.

Zwei Welten verbinden

Zero Senses ist eng mit der Kunst verbunden, wie der Name des Unternehmens, der sich auf die ZERO-Kunstbewegung nach dem 2. Weltkrieg bezieht, bereits zum Ausdruck bringt. Darüber hinaus spiegelt die Art und Weise wie Zero Senses mit seinen Kunden arbeitet (Curated Inspiration) sich im Prozess der künstlerischen Kreation wider.

Die Tatsache, dass Zero Senses individuelle „Tours of Inspiration“ für seine Kunden kuratiert, ist letztlich die Übersetzung dessen, was ein Kunstkurator für Galerien tut. Deshalb war die Galerie Hauser & Wirth ein idealer Ort, der außerdem die Bedeutung von „Curated Inspiration“ verkörpert.

Der Circle of Inspiration hat sich zum Ziel gesetzt, einen physischen und geistigen Raum für Serendipität (glückliche Zufälle) und gute Gespräche zu kuratieren.

In diesem Sinne auch nochmals ein herzliches Dankeschön an Stefano Rabolli Pansera, für die wunderbaren Einblicke in seine Kunstwelt!


Das Zeitalter der Künstler

Zusammenfassung

Das Wort ‚Charakter‘ stammt aus dem Altgriechischen und lässt sich in „spezifische Eigenschaften“ übersetzen. Angewandt in unser tägliches Leben, beschreibt es Menschen, die Ecken und Kanten haben und sich keinen gesellschaftlichen Erwartungen unterwerfen. Es braucht Mut und konsequente Entscheidungen, um seinen Charakter auszuleben. Aber warum sollte man diese zusätzliche Arbeit, der Auseinandersetzung mit sich selbst, auf sich nehmen? Ich bin davon überzeugt, dass wir an der Schwelle in ein neues Zeitalter stehen, das Zeitalter der Künstler. Der beste Weg, sich darauf vorzubereiten, besteht darin, selbst einer zu werden.

Beruf: Jobtitel

Stellen Sie sich vor, Sie sind zu einer Dinner Party eingeladen, mit vielen Gästen, die Sie noch nie zuvor gesehen haben. Als Sie in den Saal betreten, stellt Ihnen der Gastgeber eine Gruppe von Fremden vor. Für die meisten von uns ist es ein Moment des Luftanhaltens: Was wird er sagen? Wie wird er mich vorstellen? Normalerweise werden wir mit unserem Berufsbezeichnung und dem Namen des Unternehmens, bei dem wir arbeiten, vorgestellt. Aber was sagt das eigentlich über uns aus?

Unser gesellschaftlicher Status ist weitgehend mit unserem Beruf verbunden. Würde Angela Merkel die Stellung als mächtigste Frau Deutschlands verlieren, was wäre dann noch übrig? Die gleiche Frage stellt sich, wenn der CEO einer Großbank zurücktritt. Was bleibt dann vom Ansehen neben der Position übrig? Eins ist sicher: Die Anzahl der Einladungen, die die Menschen erhalten, wird drastisch sinken, sobald sie ihre Rolle verlassen und plötzlich in den Augen der Gesellschaft „weniger wichtig“ werden.

Sich selbst nach seinen Werten, Talenten und Leidenschaften zu definieren ist sicher nicht einfach, doch es ist die nachhaltigste aller Möglichkeiten: Niemand kann Ihnen jemals einen solchen „Titel“, der unverkennbar beschreibt wer Sie sind, wegnehmen. Die oberflächliche Hülle eines Jobtitels loszulassen, erfordert Mut und Selbstbewusstsein: Es mag einem vorkommen, als würde man einen Teil seiner Identität abschneiden. Doch in Wirklichkeit lässt sich die wahre Identität nicht durch den gesellschaftlichen Status bestimmen, denn die Quelle liegt in uns selbst und wird nicht auferlegt.

Es gibt zwei Möglichkeiten, Anerkennung zu erlangen: entweder indem man einem vorgegebenen Weg folgt, zusammen mit anderen; oder indem man eine neue Disziplin einführt und umsetzt. Ein Marathonläufer, der einen neuen Streckenrekord aufstellt, wird nur geehrt, solange er den Rekord hält. Aber derjenige, der eine völlig neue Disziplin erfindet, hat die Chance einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Zum Charakter werden

Das Wort Charakter stammt aus dem altgriechischen Wort kharakter (= Gravur), was “eingeprägtes Zeichen“ bedeutet. Aus der ursprünglichen Bedeutung ergab sich die Definition „prägende Eigenschaften“. Wir bezeichnen Personen als Charakter, die uns faszinieren, die Ecken und Kanten haben, und „anders“ sind, weil ihr Leben von einer starken Haltung und Authentizität geprägt ist. Der Schlüssel zum eigenen Charakter, ist ein klares Selbstverständnis, das hilft, die eigenen Charakteristiken aufzuzeigen und zu manifestieren.

Charakter kann man nicht vortäuschen. Authentizität erfordert kontinuierliche Arbeit und Auseinandersetzung mit sich selbst: Es braucht Zeit, um „Ecken und Kanten“ zu entwickeln. Pablo Picasso begann seine Malerkarriere mit realistischen Portraits im Alter von 15 Jahren. Im Laufe der Zeit entwickelte er jedoch seinen eigenen Stil und prägte mit Anfang 30 eine neue Kunstdimension, den Kubismus. Auf der Reise unsere Charakterzüge zu entwickeln, ist Selbsterkenntnis und -wahrnehmung das oberste Ziel, unabhängig von äußeren Erwartungen (wie etwa die eigene Identität von Berufsbezeichnungen abzuleiten). Die Ja‘s und Nein‘s eines authentischen Lebens ergeben sich durch Klarheit im Tun; die Klarheit befähigt uns das bewusste Filtern von Gelegenheiten, Entscheidungen, Menschen, Konzepten und Ideen. Das heißt, Klarheit bringt Fokus. Darüber hinaus gibt sich ein Mensch mit Charakter nie arrogant – das wäre ein Widerspruch, denn er oder sie ist einfach nur er selbst.

Jenseits von Wettbewerb

Haben Sie sich jemals gefragt, warum so viele Ihrer Freunde (oder vielleicht sogar Sie selbst) wenigstens einmal im Leben einen Marathon laufen wollen? Wenn wir ganz ehrlich sind, geht mit dem Entschluss, an einem Rennen teilzunehmen, ein Hauch von Ehrgeiz einher. Es wäre nur fair, wenn wir uns daher fragen würden: “Warum muss ich mir beweisen, dass ich „besser“ bin als andere?“ Die Antwort hat wahrscheinlich mit unserem Drang nach Zugehörigkeit und Anerkennung zu tun: Unsere Rolle in einem gewissen Kontext zu finden, erscheint uns einfach, wenn wir der Schnellste, Beste oder Stärkste sind.

Wahre Charaktere kümmern sich nicht um die „Rennstrecken“ der Gesellschaft, sondern schaffen sich ihren eigenen Kontext – auch wenn dieser gesellschaftlich nicht konform sein mag, weil er eine neue Disziplin darstellt. Heutzutage sind die meisten Menschen, die als „erfolgreich“ gelten, nicht wirklich Menschen mit starken Charakter, sondern nur klug genug, um ihre Karten innerhalb des Systems gut zu spielen. Da Titel allein auf lange Sicht jedoch nicht zufriedenstellend sind, bin ich überzeugt, dass wir in eine Ära eintreten, in der das Werden eines Charakters so "normal" sein wird, wie heute das eines Anwalts oder Bankers. Die Suche nach Sinn in einer Welt, in der alles sofort verfügbar ist, zeigt sich immer stärker. Ich sehe eine Sehnsucht nach Sinn jenseits von Wissen und wahre Differenzierung auf Grundlage von Qualität. Ein tollklingender Titel reicht nicht mehr aus, es geht um Tiefe.

Bedeutende Veränderungen entwickelt sich niemals aus der Masse heraus: Übermässiger Konsum, uneingeschränkter Zugriff auf Produkte und Dienstleistungen weltweit und die Banalität der grenzenlosen Freiheit hinterlassen ein Gefühl von Leere in unseren Seelen. Denn wenn wir plötzlich erkennen, dass Dinge, von denen wir glaubten, dass sie Teil unserer Identität sind, in Wahrheit nur aufgesetzte und bedeutungslose Dekoration sind, beginnt die Fassade zu bröckeln. Wenn die Hülle fällt, beginnen wir die wahre Veränderung in uns selbst zu suchen ist. Die Ära der Künstler startet.

Wie wird man ein Charakter?

Egal, ob wir eine neue Sprache lernen, mehr Sport treiben oder ein erfolgreiches Unternehmen führen wollen: klarer Fokus und das konsequente Entwickeln einer Routine sind für den Erfolg unerlässlich. Ein erfahrener Yogalehrer sagte mir einmal: Bewusstsein, Entwicklung, Können und Beherrschung – das ist der Weg, um eine Disziplin zum Selbstverständnis werden zulassen.

Zero Senses hilft, sich Ihrer Werte bewusst zu werden, ein bewusstes Verständnis für Ihre Vision und Ihre Bedürfnisse zu entwickeln, und das alles selbstverständlich in der Entscheidungsfindung im Arbeitsalltag anzuwenden. Wenn wir diesen Weg konsequent gehen, folgt am Ende die Meisterung - das Selbstverständnis.

Wie ein Katalysator verdichten wir die Attribute Ihres Wesens. Was bleibt sind Ihre Charaktereigenschaften, ausgedrückt in Worten und einem klaren Bild. Eine bewusste Wahrnehmung Ihres Charakters garantiert mehr Klarheit, die sich in unabhängigen Entscheidungen zeigt und dafür sorgt, dass Sie als der Mensch wahrgenommen werden, der Sie sind.

Bildquelle: https://www.wikiart.org/en/pablo-picasso


Circle of Inspiration: Das perfekte Zusammenspiel

Zusammenfassung

Konferenzen oder Get-Togethers mit Hunderten von Menschen sind manchmal überwältigend. Wie können wir sicherstellen, dass ein Redner unsere individuellen Bedürfnisse anspricht, insbesondere, wenn eine Interaktion unmöglich ist? Im Laufe meiner Karriere fand ich die meiste Inspiration in persönlichen Begegnungen mit faszinierenden Menschen aus verschiedenen Bereichen und nicht auf den besagten Events. Übersetzt auf den Arbeitsalltag bedeutet dies, dass man den richtigen Menschen im richtigen Kontext begegnen muss, um nachhaltig von Begegnungen zu profitieren. Nichts anderes biete ich in meinem Circle of Inspiration. Der letzte fand in Zürich am 26. November statt: Ein Rückblick.

Eine handverlesene Gruppe von Führungspersönlichkeiten und Künstlern war eingeladen, die salonartige Atmosphäre an einem ganz besonderen Ort in Zürich zu geniessen: Im Atelier eines jungen Kochs aus Zürich, erlebten die Gäste ein inspirierendes Dinner, gute Gespräche und “sensorische Highlights“.

"Es war etwas völlig anderes – privat und elegant, in einem ganz besonderen Umfeld

— Zitat eines Gastes

Was unterscheidet den Circle of Inspiration von einer gewöhnlichen Einladung zum Abendessen?

Am wichtigsten ist, dass der Circle of Inspiration in einem privaten Umfeld stattfindet, die sehr sorgfältig für diesen einen Abend kuratiert wird. Kuratieren bedeutet, dass wir ein einzigartiges Erlebnis kreieren, dass die Wahrnehmung schärft und den uneingeschränkten Fokus garantiert. Dies passiert, indem wir selbst das kleinste Detail bewusst auswählen und somit einen rundum entspannten Abend bieten. Während des letzten Anlasses haben wir die Gäste auf eine Geschmacksreise durch ein spezielles Tasting Menu mitgenommen: Meine grossartigen Partner für kulinarische Erlebnisse, Patrick Schindler und Luca Tribò, unterstützten mich bei der Kuration der perfekten Harmonie von Menu, über die Auswahl der Weine bis hin zur gesamten Atmosphäre der Veranstaltung.

"Es war eine Reise ins Paradies – in Dein Paradies der Spiritualität und intellektuellen Kraft“

— Zitat eines Gastes

Das Kuratieren geht jedoch über die Präzision in der Auswahl des Abendessens hinaus. Wer zum Circle eingeladen wird ist kein Zufall: Persönliche Verbindungen können nur zwischen Menschen entstehen, die in persönlichen Werten und Interessen übereinstimmen. Die Gäste werden sorgfältig ausgewählt, basierend auf ihrem Werdegang und ihrer Persönlichkeit (jenseits der Berufsbezeichnung), um einen reichhaltigen Nährboden für Gespräche und nachhaltige Beziehungen zu schaffen. Deshalb bedeutet eine Einladung, dass jeder Gast darauf vertrauen kann, dass er eine bereichernde Erfahrung machen wird.

Der Circle of Inspiration bietet einen Rahmen, in dem inspirierende Gespräche entstehen und die Gäste sofort Impulse aufnehmen können. Anlässlich des einjährigen Jubiläum von Zero Senses, wurde anhand eines Projektes vorgestellt, wie der Ansatz von Zero Senses, der Curated Inspiration, in der Praxis funktioniert. Doch während mit dem Impuls „nur“ der Rahmen geschaffen wurde, entstanden die wahren Impulse in den Gesprächen mit den verschiedenen Gästen des Circles.

"Das sollte doch Alltag werden – die Stimulation der Sinne zu nutzen, um die Welt zu verändern!“

— Zitat eines Gastes

Im Wesentlichen basiert die Idee für das Format in dem immerwährenden Bedürfnis, die passende Quelle für Inspiration zu finden: Mit dem Circle of Inspiration wird eine Atmosphäre kreiert, in der Inspiration frei entstehen kann. Der Circle ist eine verdichtete Version dessen, was im Zero Senses Retreat ‘Cultivating Presence’ angeboten wird. Eine intime Gruppe von nur zehn Führungspersönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen kommen zusammen, um inspirierende Impulse mit internationalen Thought Leaders zu diskutieren.


Video: Tanja Schug über Intuition als neue Währung

Als Beifahrerin im ChangeRider wurde Tanja gefragt, wie eine bewusste Intuition einen positiven Einfluss auf Geschäftsentscheidungen haben kann und was das mit anderen Blickwinkeln und Inspiration zu tun hat.

Das Interview im Change Rider

Episode #36

In der Episode #36, dem ChangeRider-Special von Gen*ZEO 2019 in Berlin, spricht Philipp Depiereux mit Tanja Schug über Intuition als neue Währung.