In diesem Letter of Inspiration frage ich mich, nach welchen Werten wir leben und arbeiten und warum die Britische Monarchie hierfür ein interessantes Beispiel ist. 

Woran wir glauben

An was glauben wir heute? Was gibt uns einen Rahmen, was bietet Orientierung und was Halt? Die Art und Weise, wie wir aufwachsen, die Prägung unserer Eltern oder Personen, die uns in den ersten prägenden Jahren eng begleitet haben, haben einen tiefen, wenngleich auch unbewusst starken Einfluss auf unser späteres Leben. Unbewusst deshalb, weil unsere ersten Erinnerungen meist im Alter von 4 Jahren beginnen. Die Jahre zuvor sind prägend, jedoch unbewusst. Geht man zurück in der Zeit, war die Erziehung in diesen Jahren im westlichen Europa eine christliche. Christliche Werte und Bräuche wurden uns vermittelt und weitergegeben. Das hatte einen Vorteil, wir hatten alle ein ähnliches Werte-System nachdem wir gehandelt haben. Wir wussten, was ist Recht und was Unrecht. Das heißt nicht, dass man sich an das Recht gehalten hat. Jedoch war einem klar, wann eine Tat Unrecht war und dass dies Konsequenzen haben wird.

Die Werte-Systeme sind umfangreicher geworden, die Zahl der Kirchenaustritte ist höher als die Zahl der Eintritte. Woran glauben die Leute heute und gibt es Werte-Systeme, die das Glaubenssystem Christentum abgelöst haben?

Erfolgreiche Unternehmen, die eine starke Corporate Identity (Unternehmensidentität) haben, repräsentieren in dichter Form ausgedrückt ihre Werte, die sie ausmachen und beschreiben. Sichtbar wird das unter anderem auf Berufsplattformen, wie LinkedIn. Hier kann man „Ex-Google“ oder „Ex-McKinsey“ in der Berufsbeschreibung lesen. Die Zugehörigkeit und somit Verbundenheit bleibt bis über den Austritt hinaus bestehen. Ich glaube, dass Unternehmen heute einen stärkeren Einfluss auf das Werte-System vor allem von jungen Menschen haben, als man sie aus der Zeit unserer Eltern vielleicht kennen mag. Die Erfahrungen eines 20-Jährigen im Jahr 2024 unterscheiden sich erheblich von denen des Jahres 1984. Eliteuniversitäten wie Harvard, Oxford oder Yale sind dafür bekannt, neben Wissen auch eine Ideologie zu vermitteln. Dies ist jedoch eine entscheidende Zeit, in der der Einzelne nach einem Gefühl der Zugehörigkeit und nach Leitwerten im Leben und in der Geschäftswelt sucht, um seinen Weg zu finden. Jeder Schritt hinterlässt eine Spur, und nach einigen Jahren im (Berufs-)Leben kann dies zu einer Orientierungs- und Identitätskrise führen. Wer bin ich eigentlich? Was kann ich wirklich gut? Wo gehöre ich hin?

Die Identitätsfrage
Die Frage nach „Wer bin ich?“ wird nach jedem Jobwechsel laut. Und die Suche nach einer Antwort geht von Yoga und Achtsamkeitstraining über Coachings und Seminare zur Selbstfindung, bis hin zu Sabbaticals und längeren Auszeiten meistens verbunden mit Reisen, um aus dem Alltag zu entkommen und somit Klarheit im Fremden und Unbekannten zu finden. Es ist nicht leicht, diese Frage zu beantworten, die größten Denker unserer Zeit haben keine klare Antwort zu „Wer bin ich?“gefunden. Descartes sagte „Ich denke, also bin Ich. Wittgenstein sah das „Ich“ nicht existieren, nur als ein Missverständnis in der Sprache/dem Ausdruck. „Ich bin, der ich bin.“ die göttliche Antwort in der Bibel (2. Moses 3, 14-15) auf Moses Frage, was er den Israelis sagen soll, wer ihn sendet. Klar wird, dass die Antwort von einem selbst kommt, nicht von einem Wertesystem, an dem man zeitweise partizipiert hat. Vielleicht ist die Frage daher nicht „Wer bin ich?“, sondern „Woran glaube ich?“.

Was mich kürzlich inspiriert hat: Codes und Rituale

Der hochedle Orden vom Hosenbande (The Order of the Garter) ist einer der exklusivsten noch heute verliehenen Orden in Britain und einer der angesehensten Europas. Es gibt in der britischen Monarchie die Struktur der Orden und Ehrenzeichen. Der signifikante Unterschied zwischen beiden ist, dass man Teil einer Ordensgemeinschaft wird. Bei der Vergabe eines Ehrenzeichens geht es nicht um die Gemeinschaft, sondern „nur“ um die Anerkennung selbst.

Was macht den Hosenbandorden aus? Gegründet 1348, um die wichtigsten Ritter während des hundertjährigen Kriegs zwischen Frankreich und England noch enger an den König zu binden. Der Orden hat nur 24 Mitglieder und wird nicht wie bei anderen Orden vererbt, sondern muss verdient werden. Er gilt als Prestige Orden und außer dem Alt-Kaiser Akihito und Kaiser Naruhito von Japan sind alle Träger christlich. Ein interessantes Detail, wenn man über die Werte-Diskussion vom obigen Text wieder nachdenken mag.

Jeder kennt die Gedanken der Alumni-Treffen, Think-Tanks usw. Warum soll man dorthin gehen, was macht eine starke Gemeinschaft aus? Klare Codes, wiederkehrende Rituale, die Dauer des Bestehens, die Bedeutung der Vereinigung, der Daseinsgrund, die offenkundige Bekenntnis über ein Symbole oder Wahrzeichen, wie hier u.a. die Farbe des Bandes in blau, ein Bruststern, Mantel und Hut als Ordenstracht sowie limitierte Plätze, in diesem Fall 24 und eine Monarchen-Familie, die den Orden seit 667 Jahren pflegt, bewahrt und leitet.